„Jackson (Jcksn, Jcksn)“ Hauptstadt von Mississippi

We got married in a fever hotter than a pepper sprout. We are talking ‚bout Jackson….

Wir haben uns für 2 Tage einquartiert in einem schönen Motel in Jackson. Der Weg führt uns über den Norden auf einer denkbar schlechten Straße in einem ärmeren, nicht sehr vertrauenerweckenden Viertel in die Stadt. Die Wohngegenden werden besser, die Straßen nicht. Schlaglöcher und Brüche von teils 10 cm strapazieren das Motorrad ziemlich, aber noch mehr Martins Nerven. Und da es die beiden Tage so bleiben wird und noch andere Faktoren hinzukommen, verwandelt mein Mann sich in ein Rumpelstilzchen ersten Ranges, das die Brüder Grimm als Vorlage hätten nehmen können. Ich habe mich köstlich amüsiert!

Das ist Jackson:

Auch das ist Jackson:

Und in der Parallelstraße im Zentrum ist das Jackson:

Die Stadt hat im Kern ein Gemisch aus modernen Hochhäusern, einem riesigen Capitol, einer unüberschaubaren modernen Uniklinik und ausgebrannten oder geplünderten, überwucherten Ruinen von kleinen kreolischen Häusern, die im Führer als sehenswert beschrieben werden. Wir sehen hinter der Moderne nur Schrott neben ruinierten Straßen, parallel zu den Neubauten. Und das Merkwürdige: es gibt keine Geschäfte. Wir finden ein einziges Café im Carltonhotel, wo man uns erzählt, dass die Infrastruktur gestorben sei, als die Menschen und mit ihnen die Geschäfte wegen steigender Preise in die Vorstädte abgewanderten. „Wo kauft Ihr Eure Klamotten, Eure Schuhe…?“ Sie beschreiben uns einen Ort 20 Meilen außerhalb.

Wir fahren die Stadt ab, bangend um unsere Reifen und Wirbelsäulen und finden ein kleines Lokal mit Bluesmusik aus dem Äther, werden sehr freundlich und zuvorkommend bedient und füllen unsere Mägen. Sogar der Chef geht von Tisch zu Tisch, um nach der Zufriedenheit der Gäste zu fragen. Das haben wir in Amerika noch nirgendwo erlebt. Ein Bummel ist ausgeschlossen wegen mangelnder Attraktionen. Der alte riesige Markt ist abgesperrt wegen Bauarbeiten, Umleitungen und Einbahnstraßen überall. Das Rumpelstilzchen hat viiiiel Grund zu rumpeln: So was hab ich ja noch nie erlebt… Die Stadt hat ja gar keine Struktur… In so was mieten wir uns gleich 2 Nächte ein… So ein Gammel… Wenn ich hier Gouverneur wär…. Hier ist ja alles heruntergekommen… Hier gibts ja nichts… Hier sind überhaupt keine Leute….

Ich finde es interessant, sehe hinter alldem den Versuch, durch neue Baumaßnahmen das Zentrum wiederzubeleben. In den Hochhäusern arbeiten sicher jede Menge Menschen, und es gibt auch Restaurants. Es braucht halt Zeit und kostet Geld, was der Staat Mississippi als einer der ärmsten der USA wohl nicht so schnell aufbringen kann. Mir gefällt es hier, der eklatante Wechsel zwischen modern und heruntergekommen hat Spannung, birgt kreatives Potential, weist in die Zukunft.

Im Iron Horse Inn, einer tollen Kneipe in einer Art Fabrikgebäude, tritt ein Popballadensänger auf. Leider spielt und singt er so langweilig, dass niemand ihm Beachtung schenkt, und die sichtlich wohlhabenden Gäste sich lieber ihrem mit Leckerem gefüllten Teller oder ihren Freunden widmen.

Es ist mitten in der Woche, das Livemusik Angebot nicht groß. Nur in einer Klneipe einige Meilen weiter gibt es noch eine Veranstaltung. Nachts auf diesen Straßen – lieber nicht. Wir wollen ja noch etwas länger reisen. Also schlafen wir erstmal aus, denn morgen geht es mal wieder zurück an den Fluss, an den Mississippi. Jippi!