Wind, Wasser, Feuer

Der Wind hat uns bis jetzt, fast immer angenehm, gekühlt. In San Francisco weht er oft giftig kalt, je nachdem, in welchem Straßenverlauf du gehst, und es empfiehlt sich, auch bei schönstem Sonnenschein ein Jäckchen dabeizuhaben. Unsere Weiterfahrt ins Landesinnere Richtung Yosemite Nationalpark (s.d.) führt uns zurück durch die dicht besiedelten vornehmen Städtchen im Ballungsgebiet um SF. Dann aber tut sich vor uns eine kahle gelbe Hügelkette auf, deren Gipfel und Grate bis zum Horozont mit Windrädern bestückt sind, um den Westwind vom Pazifik her zu nutzen. Meilenweit fahren wir auf dem nicht enden wollenden Band der Interstates und Freeways durch die Steppe. Es hat seit Monaten nicht geregnet, und auch die Schneeschmelze war dürftig ausgefallen. Die Bewohner Kaliforniens sind aufgerufen, ihre Gärtchen sparsam zu gießen: das Wasser ist knapp. Viele Campsites haben die Duschen geschlossen, und die Visitorcenters, sogar Hearst Castle haben ihre Restrooms geschlossen und Chemieclos aufgestellt. Ist ja für uns nicht der Hit.Naja, man gewöhnt sich.

Im Yosemite lesen wir dann auch zahlreiche Schilder: Waldbrandgefahr sehr hoch. Alarmstufe rot! Wir durchqueren immer wieder Quadratkilometer große Flächen verbrannten Waldes, deren Stämme, schwarz verkohlt und entnadelt, gespenstisch in den Himmel ragen. Natürlich auch oft Flächen der letzten Jahre, wo sich jedoch schon wieder vereinzelt neues Grün regt.

Aber nicht genug damit: Auf der Fahrt zum Tiogapass sehen wir an gegenüberliegenden Hängen an zwei Stellen Rauch aufsteigen, bei der Hinfahrt noch wenig, bei der Rückfahrt deutlich mehr.

Zum Thema Yosemite hat Martin grad einen langen Artikel geschrieben. Dank des besch. Wifis hier oder wegen einem Hacker (?) haben sich nur 3 Sätze gespeichert. Der Rest ging verloren. Darum gibts jetzt nur Bilder, denn er hat keine Lust mehr. Die Weiterreise Richtung Monterey am Meer führt uns durch die Ausläufer der Sierra Nevada, am Merced Fluss entlang, heiß, zu heiß fast, trocken, aber wunderschön. Westernfeeling. Man träumt von Indianern mit Mokkassins auf braunweiß gescheckten Pferden, Gauchos mit Spornen und Sombreros auf heißblütigen Hengsten. Verstärkt wird dieses Gefühl in dem goldigen Westernstädtchen Mariposa, wo wir zum Espresso herrliche Rührteigküchlein mit Blaubeeren und Kirschen. Weiter gehts in sengender Hitze im Sattel unseres Motorpferdes(mit etwas mehr PS…). Versteppte Hügel, gelbes Gras, zu Stroh verwandelt, meterhohe Staubwolken, alles öde, gelb, doch wunderschön kontrastiert vom tiefem Blau des weiten, wolkenlosen Himmels. Dann die Ebene, die Obstkammer Kaliforniens, bewässert durch große Kanäle, im Moment aber ebenso heiß und trocken.

Plötzlich ein See. Mitten in der Steppe.

Eine nationale Recreation Ärea, die auch das Zelten gestattet, nicht ohne vor den Klapperschlangen zu warnen.   Die Rangerin Aleta, ein kleiner Goldschatz, die in Ihrer schmucken Uniform den ganzen langen Tag in ihrem kleinen Kabäuschen irgendwo im heißen Nichts unter ein paar wenigen Bäumen sitzt und die Gäste empfängt, verdient offensichtlich nicht genug, um sich die halbe Zahnreihe ersetzen zu lassen. Auch Viki, die heute noch unserem Mannheim nachtrauert, in dem ihr Ex bei der Army stationiert war und sie mit ihm gewohnt hat, und Steve, ihr neuer Mann, mit denen wir an der Tankstelle im letzten Ort eine kurze, aber herzliche Bekanntschaft schließen, leiden wie so viele unter diesem Manko des amerikanischen Gesundheitssystems.

Da sind wir nun, mit endlich gekauftem Wasserkanister und Waschschüssel, um die wasserlosen Tage zu über stehen, aber mit herrlichem Blick auf sanfte gelbe Hügel und den blanken blauen See.  Es ist Labourday, und der Platz ist übersät mit Pickups und mexikanisch-stämmigen Großfamilien, die uns mit fröhlichem schallendem Gelächter bis tief in die Nacht in gute Laune hüllen, obwohl wir lange keinen Schlaf finden. Vom Gegenüber des Sees dröhnt zudem ohrenbetäubender Diskobeat. Doch ganz plötzlich ist es still und alle Natur darf schlafen gehen, im Wiegenlied des kühlen Windes. Am nächsten Morgen lugen wir aus dem Zelt. Da werden die Pickups voll gepackt, und eine Stunde später sind wir allein, in der Wildnis, fern ab von Zivilisation, wie es scheint. Die Erfrischung beim Schwimmen macht kurz die sengende Hitze erträglich. Weiterlesen in „Camping“