Cambridge und ein angehender Starkoch

Die Weiterfahrt durch Virginia nach Maryland wartet wieder mit schönen Eindrücken auf:

Heute besuchen wir Cambridge, ein nettes, wieder mal historisches Städtchen, zu dem uns eine große Brücke über den Choptank River führt.

Unser Zimmer in der schönen, gepflegten Reihenhaussiedlung mit Sicherheitstor ist klein, aber geschmackvoll. Die Wohnung oben – wir dürfen die Küche benutzen – ist edel eingerichtet.

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Der Hit ist Kenny, ein Mops, der mit seiner unaufdringlichen, aber verschmusten Art und seinen Kulleraugen unser Herz erobert. Er ist der Empfangschef, da Ellen und Eddie bei unserer Ankunft noch nicht zuhause sind, und er zeigt uns unser Zimmer, in welchem er sich gleich genüsslich zu unseren Füßen legt und glücklich über unsere Gesellschaft vor sich hin schnarcht.

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Eddie, der Freund unserer Vermieterin Ellen, mit dem wir beim Frühstück vergnüglich plaudern, hat als Young Chef den mit 10.000 $ dotierten 2. Preis des berühmten Bocuse Kochwettbewerbs gewonnen. Und das will was heißen. („Chef“ bedeutet in den USA ausgelernter Koch).

Eddie erinnert uns in seiner sympathischen, lässigen Art sehr an Jamie Oliver und wir denken, nachdem wir seine wahrhaft einmaligen Rosinenschnecken und herrlichen Zitronenkuchen zum Frühstück versuchen durften, dass er mindestens so berühmt werden wird.

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Man merke sich den Namen Edward Cumming! Bei Google findet man ihn unter „Edward Cumming young chef“!

Er spricht so begeistert von seinem Beruf, und wir mögen ihn sehr. Leider muss seine sympathische Ellen als Medizinstudentin viel und lange arbeiten, sodass wir sie nur einmal kurz zu sehen bekommen und nicht näher kennenlernen können.

Das französische Lokal inmitten der verschlafenen Stadt, in dem Eddie angestellt ist und eifrig von dem Besitzer, einem Sternekoch, weiterlernen will, ist – nach einem Blick auf den Aushang der Speisekarte – leider nicht für unser Budget geeignet. Daher müssen wir auf unserem Rundgang durch die Stadt zähneknirschend weiterziehen. Wir landen stattdessen in einer Braukneipe mit fantastischem Hefeweizen, wo wir mit einem jungen Mann ins Gespräch kommen, dessen politischer Horizont doch weit über Amerika hinausgeht und der weiß, dass Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel heißt.

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Da wir bisher noch mit niemandem die Weltpolitik gestreift haben, können wir mit dem Vorurteil, dass die Amis nichts wissen, was außerhalb ihres Landes passiert, nicht aufräumen. Jedoch trauen wir all unseren Freunden hier zu, dass sie dieses ebenfalls widerlegen können.

In einem hübschen mexikanischen Restaurant „Don Ghuy“ stillen wir unseren Hunger.

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Auf jeden Fall ist Cambridge einen Besuch wert, mit dem nagelneuen Leuchtfeuerhaus und dem kleinen Hafen,

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dem mystischen alten Friedhof mit den schönen alten Grabsteinen, der es mir wieder mal angetan hat,

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der historischen Glocke, die in einem Kloster in Mexiko hing, im mexikanischen Krieg 1846 vermutlich gestohlen und als Kriegsbeute nach Cambridge gebracht wurde und bis 1883 dort als Feuerglocke diente,

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und mit den hübschen alten Herrenhäusern, manche heruntergekommen, aber in Renovierung begriffen, die natürlich nicht so pompös sind wie in den Südstaaten, aber dennoch eindrucksvoll.

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Ein bemerkenswertes Erlebnis ist am Ende unseres Stadtrundgangs das Glockenspiel einer Kirche nahe unserer Unterkunft, das eine geschlagene Viertelstunde lang weit hörbar alle möglichen Melodien spielt. Wir stehen still und lauschen den Tönen, die nach alten Zeiten klingen, bis zum Schluss.

Und weil in Amerika alles größer und gigantischer sein muss als bei uns, finde ich nebenbei nicht ein 4-, nein, ein 5- und sogar ein 7-blättriges Kleeblatt.

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