Angelfreuden

Seit unserer Rückkehr von Key West sind die Temperaturen stetig gesunken, und weder die 22° des Weeki Wachee noch die Kajaks locken uns ins und aufs Wasser. Also gehen wir zum Angeln. Zuerst versuchen wir es in Bayport, wo der Weeky Wachee in den Golf mündet und die herrlichen Sonnenuntergänge zu beobachten sind. Es sind schon eine Menge Angler auf dem Steg, und wir bleiben ebenso erfolglos wie sie, auch wenn Martin mal einen dünnen Hornhecht an der Angel hat. Aber das ist keine Mahlzeit und er hakt vorsichtig das mit spitzen Zähnen gefüllte lange Maul -eher ein Schnabel -ab und wirft ihn zurück ins Wasser. Nach einer Stunde und einer vorbeischwimmenden Seekuh haben wir die Nase voll.

Am nächsten Tag gehts zu einem anderen Steg. Jedoch das gleiche Spiel. Martin versucht es mit Shrimps, ich mit Brot. Vergeblich. Die wunderschöne Natur entschädigt uns ein bisschen und der Weißkopfadler, der seit Stunden gegenüber auf einem hohen Baumstumpf sitzt und uns alle beobachtet, lacht sich ins Fäustchen!

Der 3.Tag – es gab nachts 2°, zieht uns in den Linda Pederson Park an den Jenkins Creek. Obwohl wir Fischschwärme im sonnenbeschienenen Wasser ausmachen und etliche einen Meter aus dem Wasser springen, mag niemand Brot oder Shrimps. Die diäten sich wohl die Weihnachtswampe weg. Die beiden vorbei schwimmenden Fischotter haben sicher mehr Glück. Und die beiden Reiher, ein schöner „Graf Zausel“, wie wir den Blue Heron nennen, und ein stolzer weißer Egret hoffen vergeblich auf unser Almosen. Aber ja, allmählich werde ich eine Reiherflüsterin. Ich mag diese Schönheiten einfach!

 

Der nächste Tag ist so kalt, dass wir nicht mal die Nasenspitze aus der Haustür strecken wollen, und wir verbringen den Tag mit Blog-, Foto- und Videobearbeitung. Ist ja nicht so, dass wir keine Aufgaben mehr haben…

Heute ist es etwas wärmer, und wir schnüren unser Anglerränzel, verstauen es im Kokopelli und fahren erstmal auf den Farmers Markt und dann zu einem leckeren Frühstück, unseren tollen Gutschein von Jany und Ralph einlösen. (Vielen Dank Euch nochmal!) Während der Fahrt an den diversen Angelplätzen vorbei wird uns klar, dass wir uns das heute sparen können. Jede Menge Angler sind auf den Beinen. Welcher Fisch will da beißen… So fahren wir nach Hause, setzen uns an unseren Steg und legen Nudel und Brot auf Grund, nichts erhoffend. Nach Stunden will ich meine aufgeweichte Nudel einholen, da zieht ein schweres Gewicht nach unten. Martins Leine ist mit verhakt. Gemeinsam holen wir einen dunklen Klumpen, ca 30x20x15 an die Oberfläche, da ist es eine wunderschöne Schildkröte, der Panzer sehr veralgt, jedoch innen Orange und am Kopf gelbe Streifen, die Schnüre um Hals und Beine gewickelt. Ich hebe sie aus dem Wasser und wir befreien das arme Tier von seinen Fesseln. Martin holt den Fotoapparat, und ich setze sie einen Augenblick ab, um aufzustehen, da macht sie einen Satz- so schnell kannst Du gar nicht schauen- und versinkt im trüben Nass. Zumindest ich hab mal wieder erfahren, wieviel schöner es ist, ein Tier zu retten als eins zu töten.

Wenig später besuchen uns zwei Erpel mit einer kleinen Ente. Die Männer sind groß, schwarzer Körper, weißer Hals und Kopf, das Gesicht federlos, wulstig rot wie ein Blutschwamm. So was haben wir noch nicht hier gesehen. Ihnen gefällt unsere Gegenwart und die Nahrung, die den gegenüber liegenden Booten anhaftet, und sie treiben sich mindestens eine Stunde bis zum nahenden Sonnenuntergang hier herum, bevor sie ganz plötzlich den Kanal wieder hinunterschwimmen zu ihrwm Nachtquartier und unseren Blicken entschwinden.

Auch für uns wird es Zeit, nach drinnen zu gehen, denn die kleinen Beißfliegen überfallen uns jetzt zu Hauf, um uns zu plagen.

Es ist doch interessant, wie hier Tag um Tag immer wieder was Neues, Überraschendes geschieht.