Baton Rouge
Die Fahrt durch Louisiana Mississippiland jenseits der Natchezbrücke war traumhaft, einsam auf weiter Flur. Endlich krieg ich auch mal einen Adler aufs Bild! An einer Tankstelle mit Cafe haben wir Jambalaya und Cajun-Hühnchen gegessen -Südstaatenküche. Super!!! Na, hier könnt Ihr mal per Fotos und Video mitfahren:
http://youtu.be/bkRGcvYixAU
Aber jetzt auf dem KOA-Campingplatz in Denham Springs bei Baton Rouge: Schluss, aus, jetzt geht nichts mehr. Wir – ja, auch Martin – sind müde, übervoll mit Eindrücken und am Endpunkt einer 3-monatigen Etappe angelangt, der uns jetzt Ruhe abverlangt. Die Batterien sind bei der vielen Fahrerei – immerhin haben wir 17.000 km zurückgelegt – auf den Nullpunkt gesunken und müssen aufgeladen werden. Keine Fahrten, keine Sehenswürdigkeiten, keine neuen Eindrücke. Bitte nicht! 2 Tage liegen wir am sehr schönen Pool unseres Campingplatzes, lesen, schreiben Blog, hängen ab. Und haben nette Stunden mit Chuck, Sadie, ihrer Freundin Wanda und Scarlet, der Zwergpudel mit den lackierten Nägeln :-), extra zu Chucks und Sadies Hochzeit, die vor einer Woche stattgefunden hat.
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Der dritte Tag soll uns eigentlich auf ein Musikfestival führen. Aber die dunklen Gewitterwolken und ein kurzer, aber kräftiger Guss machen einen Strich durch die Rechnung. Wir sind dennoch zufrieden.
Mit der Ruhe kommt das Heimweh, obwohl es in diesem Land sooo schön ist, die Sehnsucht nach meinen deutschen und türkischen Enkeln, all meinen und unseren Kindern, unserer lieben Familie, Sehnsucht nach meinen geliebten Freundinnen und Schwestern im Geiste, unseren Freunden, und all den vertrauten Gesichtern, mit denen ich so gern mal wieder plaudernd und lachend frühstücken oder bei Kerzenschein essen würde, von richtigem Porzellan und mit schönem Metallbesteck, mit Saft, Sekt und Wasser aus richtigen Gläsern, mit knusprigen Brötchen und festem Vollkornbrot, mit Butter vom Stück, mit Marmelade und Eberhards Honig in Glasschälchen, dazu eine Käsevielfalt, auf Stofftischdecken und ebensolchen Servietten. Seit Monaten nur Plastik, Styropor und Pappbecher, die wir nach Verzehr in die überall dafür bereitstehenden Mülleimer werfen – außer unserem Blechgeschirr beim Zelten – und damit die Umwelt belasten. Darin sind sie leider gut, die Amerikaner. Aber sie sind auch unheimlich freundlich – da können wir uns eine Scheibe abschneiden -, sehr tier-, speziell hundelieb – so oft steht an Eingängen „pets welcome“ o.ä., sehr hilfsbereit, großzügig und tolerant und auch nicht so kleinkariert im Denken.
Auch würde ich so gern mal wieder Auto fahren. Und kochen. Und telefonieren. Und mich von meinen beiden Frisörinnen pflegen lassen. Und mich schön anziehen. Und in meinem Bett schlafen und fernsehen und auf der Terrasse in der Hängematte liegen (vielleicht nicht gerade jetzt…). Und Klavier spielen, am liebsten vierhändig mit Viki…
Hier spüre ich deutlich, was Heimat ausmacht…
Und jetzt wird Martin mal weiterschreiben:
Hallo, hier bin ich! Wir buchen – jetzt haben wir ja mal Zeit zum Suchen – ein Zimmer bei Airbnb in New Orleans, und die Tatsache, dass vor dem 1.11. nichts zu kriegen ist, verlängert unseren ach so angenehm erholsamen Aufenthalt auf 6 Tage. Gerade dass wir uns mal am ersten Tag aufgerafft haben, die seit Wochen dringend benötigten Motorradstiefel für mich zu kaufen. Erst am 5. Tag unseres Aufenthalts fahren wir die ca. 10 Meilen, um von unserem Campingplatz in Denham Springs in die Downtown von Baton Rouge, Louisianas Hauptstadt, zu gelangen. Wir parken verbotenerweise auf einem Firmengelände direkt am Ol‘ Man River und machen uns zu Fuß auf in das angrenzende Viertel voller Parks und Grünanlagen, zwischen altem und neuen Parlament. Der alte Governors Palace, der aus der ersten Hälfte des 19. Jhds stammt, ist inzwischen ein Museum und ein bemerkenswerter Bau, in dem beispielsweise über die – misslungene – Abspaltung Louisianas von den Staaten abgestimmt wurde. Nachdem ein Feuer dieses Bauwerk ziemlich strapaziert hatte, wurde es Ende des 20. Jhds. restauriert und zur Geschichtslektion umfunktioniert. So kann man beispielsweise neben einer Marmorbüste Napoleons erfahren, dass Louisiana von ihm für 15 Mio. $ an die Staaten verkauft worden ist. Interessant ist auch, dass der Versuch, dieses Bauwerk abzureißen, um das neue Parlamentsgebäude dort hinzustellen, von zwei mutigen Frauen torpediert wurde, die sich auf der Eingangstreppe positioniert hatten und dieses schändliche Vorhaben nur über ihre Leichen gestatten wollten. Der neue Bau entstand schließlich in den 30er Jahren durchaus eindrucksvoll als Hochhaus im Art Deko Stil und dient bis heute seinem politischen Zweck. Die 4 oder 5 Blocks, die zwischen den beiden Bauwerken liegen, sind geprägt durch die Universität und eine riesige Bibliothek. Kleine Lokale und Cafés lockern das Stadtbild auf und wir haben sogar die Ehre, die Toilette eines Lokals direkt neben einem riesen Tresorraum zu benutzen. Astrid nimmt die Gelegenheit beim Schopf, um mal wieder griechisch/libanesisch zu essen, eine Seltenheit bislang. Auf der Heimfahrt fahren wir durch das spanische Viertel und die kleinen Häuschen sind wirklich wunderschön. Der Stau auf der Interstate holt uns dann zurück und zeigt uns das andere Gesicht dieses Ballungsraums.
Spaziert mit uns durch die Stadt!
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Ewig andauernder Stop and Go Verkehr lässt die Linke des Fahrers krampfen und die Kupplung riechen. Aber das kann einen nach so einem schönen Tag nicht erschüttern, vor allem, wenn dann anschließend in der Fish Factory, dem Restaurant des Outdoorladens Bass Pro, das Ihr schon von Springfield kennt, gespeist wird. Wir genehmigen uns ein Medley aus Muscheln, Krabben, Prawn und – Alligator. Dazu ein Gezapftes und ein Glas Weißwein. Wie schön das Leben ist.
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Astrids Schilderung ihrer momentanen Gemütslage gibt Grund zur Hoffnung, dass wir euch doch noch wiedersehen werden. Prima! Einige Kommentare hier ließen ja schon das Gegenteil befürchten.
Heimweh, ein schmerzliches Gefühl! Doch es zeigt uns auch, wo wir hingehören! Ja, wir sind hier ziemlich kleinkariert (einige mehr – manche weniger) ! Astrid, da stellt sich die Frage: wirst du uns nach eurer Rückkehr noch verstehen können???
Liebe Grüße
Gisela
Aber klar ! Ich gehör doch auch zu den Kleinkarierten! Mehr oder weniger…. 🙂
Liebe Astrid,
Deine beschriebenen Gefühle, Wünsche und Sehnsüchte kann ich gut verstehen.
Dazu fällt mir hier spontan das Zitat von Theodor Fontane ein: „Erst die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat haben“. Ein Glas Honig steht bei Euer Rückkehr
bereit! Vorerst aber weiter eine gute und gesunde Weiterfahrt wünscht Euch Eberhard
Meine Großmutter hat immer gesagt: „Wer nicht fortfährt, kommt nicht heim.“ Ich freue mich schon auf den Honig! Er ist der beste! Danke!
Also rein theoretisch könnte man bei Heimweh auch einen kurzen Heimaturlaub organisieren. 😉
Das kann nur einer sagen, der in Geld schwimmt. Aber Ihr könnt Euch beruhigen. Ich hab hier eine neue Liebe, nämlich New Orleans. Blog folgt…irgendwann, denn wir haben hier Begegnungen und Erlebnisse, die wirklich ihresgleichen suchen. Hier geht die Post ab, musikalisch, menschlich, künstlerisch, kulinarisch, und überhaupt. Wie gesagt: Blog folgt…..Kommt doch einfach alle rüber! Hier findet man wunderschöne Häuser. Und dann machen wir eine Jamsession!!! Und essen Gambo.
Liebe Astrid, das freut mich, dass euch New Orleans so gefällt. Bevor wir uns das zeitlich leisten könnten, euch dort zu besuchen, seid ihr vermutlich schon längst wieder weitergezogen. Ach ja, zu meinem Vorschlag des „Heimaturlaubs“: du hast das Wörtchen „theoretisch“ sicher gelesen? Bin gespannt auf den neuen Bericht! 😉 😀