Acadia – nordische Schönheit

Am Mittwoch, den 18.06.15, verlassen wir Round Pond und machen uns auf den Weg nach Norden. Eine alte Bekannte, die Route Nr.1, begleitet uns am Atlantik entlang zu unserem Ziel auf der Insel Mount Desert Island.

Das Wetter meint es gut mit uns, die Strecke ist wunderschön und wir stoppen schon nach ca 30 Meilen, weil wir in Rockland ins dortige kleine Museum wollen, das bekannt ist für die Bilder der Familie Wyeth. Großvater N.C. Wyeth war bekannt für seine Buchillustrationen, die man heute noch z.B. in Ausgaben von Stevensons Schatzinsel findet. Sein Sohn, Andrew Wyeth, war wohl der Berühmteste des Malerclans, seine realistischen Menschen- und Landschaftsabbildungen sind ästhetisch, mit feinen Pinseln hauptsächlich in Wasserfarben gefertigt, und wir stehen mit offenen Mündern vor den manchmal recht großen Malereien und Zeichnungen. Ein echter Könner, Künstler im alten Sinne, und deshalb auch entsprechend angefeindet von der Avantgarde des 20.Jhds. Seine Motive fand er insbesondere in seiner Heimat Pennsylvania, aber eben auch in Maine, wo er zeitweise lebte. In einem Nachruf zu seinem Tod im Jahre 2006 nannte ihn der Spiegel einen „Volksmaler“. Leider dürfen seine Bilder nicht fotografiert werden, weshalb wir nur ein Poster – die wehenden Federn – abgelichtet haben. Aber sicher wird der Leser in Google Bilder fündig. Sein Sohn Jamie bleibt ebenfall dem Realismus treu und seine streitenden Möven gefallen uns sehr. Ein Teil der Bilder ist 5 Minuten entfernt in einer ehemaligen Kirche untergebracht, dazwischen ein winziger Skulpturengaten. Wir möchten im Anschluss noch mehrt Kunst sehen und besuchen die Galerie nebenan, bevor wir uns mit einem Espresso für die Weiterfahrt fit machen.

Noch ca. 120 Meilen, dann fahren wir über die Brücken, die das Festland mit der Insel verbinden, und erreichen bald unser Ziel, Bartons Motel, wo wir für 8 Nächte reserviert haben. Die schnuckelige, kleine Anlage liegt wenige Meilen von Bar Harbor, der größten Stadt auf Mount Desert Island, entfernt.

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Noch bevor man sie erreicht, zweigt rechts die Straße in den Nationalpark Acadia ab, den wir am folgenden Tag anfahren. Wie gut, dass wir uns die 25$ sparen können, wir haben ja einen Jahrespass. Danke wieder mal, liebe Kollegen! Acadia erstreckt sich im Osten der Insel und ist der erste Nationalpark, der in den 30er Jahren östlich des Mississippi gegründet wurde. Seine Attraktion liegt nicht zuletzt in dem 466m hohen Mount Cadillac, dessen Gipfel einen kompletten Rundblick erlaubt und auf dem man morgens, z. Zt. um 4.30h, die ersten Sonnenstrahlen sehen kann, die auf die USA treffen. Unsére Sache ist das nicht wirklich – zur Schlafenszeit und bei der Kälte nachts – aber hoch fahren wir natürlich und werden mit einem Rundblick belohnt, der seinesgleichen sucht. Leider ist es etwas diesig, trotzdem ein Traumplatz. Wir nehmen den 24 Meilen langen Round Loop, der am Meer entlang zuerst nach Süden führt, um dann in einer großen Schleife im Landesinnern zurückzuführen. Weit unten halten wir am Thunder Hole, wo die Brandung eine große Felsgruppe ausgehöhlt hat, sodass das hineinschlagende Wasser donnernde Geräusche erzeugt. Leider nur bei entsprechend rauer See und ca. zwei Stunden vor High Tide zu hören, die falsche Zeit für uns, aber das hält uns und gefühlte 100 Andere nicht davon ab, auf die Klippen hinauszuklettern und zu fotografieren. Der Teil des Loops im Landesinnern ist relativ langweilig, Bäume eben, und was man dem an Fahrspaß entgegensetzen könnte, wird von der durchgängigen Geschwindigkeitsbegrenzung von 35 mi doch stark reduziert.

Am Freitag wollen wir einem Tipp nachgehen, den uns Anne in Round Pond gegeben hat: Der japanische Garten bei Northeast Harbor soll sehr schön sein. Bei der Besichtigung stellt sich wieder mal heraus, dass wir – was Blüten angeht – zur falschen Zeit am falschen Ort sind: viel Grün, aber wenig Buntes erwartet uns, dennoch ist die Anlage reizvoll mit ihren geschwungenen Steinbänkchen und der mit dem Rechen strukturierten Sandfläche.

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Wir beschließen nach Norden zu fahren, um die lokale Brauerei Atlantic in Town Hill zu besuchen. Als sehr sympathisch stellt sich heraus, dass wir die 6 Biersorten alle kostenlos probieren können, unter den fachkundigen Erläuterungen eines young Guys. Wir kaufen ein Sixpack, von jedem eines, und trinken im Biergarten noch eines unserer Lieblingsbiere: Astrid ein Weißbier mit Ginger und ich ein Summer Ale. Jummie!!!

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Oben an der Küste fahren wir über die Brücken Richtung Trenton zurück und genehmigen uns ein Lobsterdinner beim letzten Tageslicht. Jummie again!!!

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100 % rain percipitation/Regenwahrscheinlichkeit: So sieht unser Samstag aus. Es schüttet wie aus Kübeln und wir denken nicht einmal daran, auf die Harley zu steigen. Glotze, alte Filme mit Jack Lemmon und Walter Matthau, auch mal schön…

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Am Sonntag fällt kein Tröpfchen Regen. Wir besuchen im Park die Wild Gardens of Acadia, die viele in Maine beheimatete Pflanzen zeigen. Teilweise stehen die Wege noch unter Wasser vom Vortag. Wir befinden uns in einem riesigen Naturschutzgebiet und gehen ein Bisschen hiken, wandern durch Birkenwälder und Süßwassersümpfe, deren Wege aus Holzstegen uns an den heimatlichen Wildsee erinnern, und beenden unsern Spaziergang schließlich an einem kleinen Rundbau, der die Quelle fasst, aus der dieses großartige Biotop gespeist wird.

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Eigentlich wollen wir jetzt irgendwo in einem anderen Ort der Insel etwas zu uns nehmen, finden aber in den winzigen Örtchen nichts, was uns passt. Also ab in die Brauereigaststätte vom Freitag, wo wir uns mit zwei Hamburgern stärken, die außerordentlich schmackhaft sind.

Montag? Siehe Samstag (:-(   Wir schreiben Blog und hängen ab. Abends gibt es Eier mit Speck. Gut, dass der Regen aufgehört hat und ich das Essen draußen auf einem der Gasgrills zubereiten kann.

Die restlichen Tage bis zu unserer Abfahrt am Freitag – wir müssen einen Tag verlängern, weil wir Probleme mit einem Airbnb Host in Portland haben, der nicht kommunizieren kann, verbringen wir damit, auch die kleineren Straßen auf Mount Desert Island zu erkunden. Die Küste um den Leuchtturm von Bar Harbor hat es uns angetan und wir klettern trotz unserer angeschlagenen Knie in den Klippen herum.

Die Stadt Bar Harbor ist ebenfalls nett anzuschauen: Eis essen, Geschäfte bummeln, Kunstmarkt etc.

Auch wollen wir nicht versäumen, den wenige Meilen langen Beach Walk in Bar Harbor entlang zu spazieren. Der riesige, runde Kieselstein, der so gar nicht zu dem Granitgestein der Küste passen will, stammt aus ca. 40 Meilen Entfernung, wie die Geologen herausgefunden haben, und liegt seit der letzten Eiszeit vor 10000 Jahren hier herum. Ob er jemals kippen wird? Astrid jedenfalls konnte ihn keinen Millimeter bewegen.

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