World Trade Center und ein Jazzgenuss

So, heute geht es in den südlichen Teil Manhattans, zum Ground Zero, wo einst das World Trade Center stand. Tief berührt erreichen wir den Ort des Schreckens von 9/11. Die beiden Brunnen, die auf den Grundrissen der ehemaligen Zwillingstürme errichtet worden sind, ziehen uns in ihren Bann. Das Memorial Museum erschüttert uns nochmals mit seinen Exponaten und v.a. den Videos, die unter anderem die Menschen zeigen, die angesichts der Unentrinnbarkeit vor den Flammen nur die einzige Alternative wählten, aus den Wolkenkratzern in die Tiefe zu stürzen.

Am Abend gelüstet uns nach Fröhlichem.

So machen wir uns auf den Weg nach Brooklyn, wo laut unserem Freund Robert Honablu täglich Jazzvorführungen in einem privaten Haus stattfinden sollen. Brooklyn ist ein Brennpunkt krimineller Handlungen, aber wie immer tapfer marschieren wir durch die Straßen, bis wir das hübsche bürgerliche Reihenhaus aus der Gründerzeit erreichen. Es ist 8 Uhr abends…. und wir stehen vor verschlossenen Pforten. Ich bestehe darauf, auf den Stufen sitzend noch zu warten, denn der Konzertbeginn ist für 9 Uhr angesagt. Und tatsächlich hält eine halbe Stunde vorher ein Auto vor dem Haus und die fröhliche Debbie, eine Freundin von Robert, geschätzt um die 50, steigt mit ihrer eindrucksvollen riesigen Afromähne aus ….

Foto aus Google Bilder CUNY Television

… und schleppt Einkäufe ins Haus. Sie beherbergt dort in ihrem Sankofa Aban Gäste mit Bed and Breakfast. Das Haus, noch original eingerichtet, wirkt etwas düster mit den engen Gängen, den diffusen alten Glaslampen, den dunkel gestrichenen Wänden und dem Flair des 19. Jahrhunderts, aber sehr stilvoll und gemütlich. Fotos, Zimmer und Preise sind unter  Sankofa Aban.com  bei Google zu finden. Es ist eine preiswerte interessante Übernachtungsmöglichkeit in New York.

Da wir noch zu früh dran sind, warten wir im Kaminzimmer, wo wir allerdings schon ein Glas Wein bekommen. Dann stellen sich zwei der Künstler ein, ein Schlagzeuger, dessen Name mir nicht mehr einfällt, und der in NYC lebende russische Jazzpianist Misha Tsiganov (googeln!), der uns mit seinem gekonnt umgesetzten Klavierstil mit den sehr individuellen, außergewöhnlichen Improvisationen noch sehr beeindrucken soll.

Debbies Lebensgefährte, der Bassist Eric Lemon

Foto aus google Bilder CUNY Television

kommt als letzter, nach den wenigen Hausgästen, die schon alle Platz genommen haben. Dann beginnt in dem schmalen bestuhlten Zimmer das Brownstone Jazzkonzert. Es ist sehr toll, professionell und mitreißend.

 

Gegen 11 ist die Pause und alle werden eingeladen zu Fish and Chips im Untergeschoss. Da wir aber noch Neulinge in NYC sind und Schiss haben, nachts durch Brooklyn und die Subway zu ziehen, verabschieden wir uns vorher und treten, mit einer von Eric Lemon geschenkten CD in der Tasche, den Heimweg an. Die Subway ist bevölkert, sogar alleinstehende Frauen fahren arglos durch die Nacht, und wir fragen uns, ob unsere Ängste so berechtigt sind. Es hat den Anschein, als sei es in Berlin gefährlicher.