Tail of the Dragon, Great Smokey Mountains National Park und Blue Ridge Parkway

Nach einer herrlichen Fahrt nach Franklin, North Carolina, siehe Video in vorigen Beitrag, beziehen wir dort unser Quartier für eine Woche am 10.04.2015 bei Hanna und Sara. Da für Montag schlechtes Wetter angesagt ist, beschließen wir, gleich am Wochenende 2 Tage in den Bergen zu fahren. Unser Ziel am Samsgtag ist der Dragon Tail, eine nur 11 Meilen lange Strecke, allerdings mit 318 Kurven geschmückt. Da lacht natürlich das Motorradfahrerherz. Schon die Anfahrt auf der 28 ist beeindruckend. In großen Schwüngen zieht sie in die Höhe und wird immer kurviger, je weiter wir uns Deals Gap nähern, dem Ausgangspunkt zum Dragon Tail, siehe tailofthedragon.com. Ein Bikermotel, eine Campside, ein Souveniershop und ein einfaches Restaurant sind allesamt Goldquellen, weil hier immer was los ist, selbst jetzt im Frühling sind etliche Biker unterwegs und sorgen im Grill unter den aus allen erdenklichen Landesteilen stammenden an der Decke aufgehängten und signierten T-Shirts für Umsatz, wenn sie sich nicht gerade vor dem mannshohen Holzdrachen, der vor der Tür steht, gegenseitig fotografieren (ich muss an das Drachenfest auf unserer Motorradausfahrt in den Bayrischen Wald denken). Eine große Sammlung von Polizeistickern aus ganz USA gefallen mir besonders. Der mit Unfallrelikten (mit dokumentenechten Filzern sind „The days of doom“ darauf festgehalten) behängte Baum ist auch das eine oder andere Bild wert. Nachdem wir alles bestaunt haben und mit diet coke unseren Koffeinhaushalt in Ordnung gebracht haben, schleusen wir uns dann in den Dragon Tail bergabwärts ein.

Die Straße führt, wie nicht anders zu erwarten, recht kurvenreich ins Tal und gesellt sich später zu einem Fluss, der von Kajakfahrern genutzt wird, zuerst von denen, die Wildwasserkönner sind, und weiter unten schließlich von denen wie du und ich, oft in großen Schlauchbooten. Der Frühling, der oben in den Bergen noch nichts außer Grün produziert hat, war hier unten schon fleißig und wir freuen uns über weiß blühendes dogwood und rosa redbud, dazwischen immer wieder gelbe und violette Blumen. Eine tolle Fahrstecke läuft langsam aus ins Tal hinein.

Am Sonntag haben wir uns den Great Smokey Mountains National Park und ein Stückchen des Blue Ridge Parkways vorgenommen. Die Anfahrt auf der 28 ist diesselbe wie Tags zuvor, aber trotzdem noch einmal spannend. Auf der 74 fahren wir Richtung Nordosten nach Cherokee, dem Tor zu den Smokeys. Der Ort ist übervoll von Indianerkitsch: maskierte Indianer, Andenkenläden mit „alten“ Pfeilspitzen und Traumfängerchen, Gold- und Gemstoneschürf- und waschanlagen. Das Pünktchen auf dem i ist ein Springbrunnen mit blau gefärbtem Wasser…

Wir halten uns nur zum Tanken auf und flüchten dann auf die 441, die uns in den Great Smokey Mountains National Park führt. Wir sind nicht so sehr begeistert: Zwar ist die Straße in gutem Zustand und interessant zu fahren, aber die Aussichtspunkte sind eher langweilig und die Natur eintönig. Wir sind hier halt zu früh dran. Nach etwa 2 Drittel der Strecke passieren  wir die Staatsgrenze nach Tennessee und drehen kurz vor Gatlinburg wieder um. Wir wollen ein Stück des berühmten Blue Ridge Parkways fahren, der hier im Nationalpark beginnt und sich 469  Meilen nach Virginia zieht. Wie der Natchez Trace Parkway ist auch er für den kommerziellen Verkehr gesperrt und weist eine Höchstgeschwindigkeit von 45 – 55 Meilen auf. Die Staße wurde in den 30er Jahren zur Zeit der Depresssion geplant und als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme begonnen, erste Streckenabschnitte wurden 1930 fertig, andere erst in den letzten Jahren.

Am Ende des Parks biegen wir nach links ab und sind bald überwältigt von der Schönheit der in der Ferne verblauenden Bergketten. Herrliche Scenic Views laden zum Anhalten ein und fahrtechnisch ist die Straße ein Hochgenuss.

Natürlich ist wie immer eine vorsichtige und vorausschauende Fahrweise angebracht, die Straßenränder sind unbefestigt und rutschig. Ein Harleykollege hat das nicht so ganz beherzigt und ist von der Straße abgekommen. Er liegt wie ein Käfer auf dem Rücken, alle Viere nach oben, was ein gutes Zeichen ist. Wir halten an, denn der Unfall ist gerade eben passiert und noch niemand zur Stelle. Als ich das Motorrad auf dem Gras neben dem Asphalt abstellen will, lege ich die Maschine erst mal hin, der Boden ist zu schlüpferig. Als wir bei dem verunfallten Mann und seiner nagelneuen Electra Glide ankommen, hat ein Auto angehalten und man hat ihm den Helm abgezogen. Gottseidank reagiert er positiv auf meine Aufforderungen, Arme und Beine zu bewegen. Keine großen Verletzungen also, aber er klagt über Schmerzen in der Brust. Wahrscheinlich gebrochene Rippen. Ich trenne seinen Helm von der Maschine, das Spiralkabel  zur Musikanlage ist meterlang gedehnt.  Die Harley hat im nassen Gras tiefe Spuren hinterlassen, die den Unfallhergang nachvollziehen lassen. Der Fahrer hat Glück gehabt: Nur 2 Meter weiter beginnt ein steiler Abhang…Als Krankenwagen und Polizei eintreffen, machen wir uns schnell aus dem Staub, um langwierigen Befragungen zu entgehen, wir haben den Unfall selbst ja auch nicht gesehen. Nach etwa 1,5 Stunden verlassen wir den BRP wieder und fahren nach Sylva hinunter, wo wir uns einen Kaffee mit Lemon-Ingwer-Pie genehmigen. Inzwischen hat sich der Himmel zugezogen und wir warten auf ein Gewitter. Petrus aber hat Nachsicht mit uns und wir kommen trockenen Leibes bei Hanna und Sara an.