Springfield – 3Tage Regen, 3Tage Ruhe

Eine tolle Strecke, von Tulsa nach Springfield auf der Route 66. Viele neue Holzhäuser neben sicher von Tornados abgedeckten, zerfallenden, die einfach stehenbleiben und dem unausweichlichen Verfall preisgegeben werden, ebenso wie die nicht mehr benötigten Autos, die man auf dem Grundstück verrosten lässt, anstatt das alles zu entsorgen. Bei uns wäre das undenkbar. Aber auch viele Bäume, mit Spinnen befallen, die in den Ästen Nester weben, sind ihrem sicheren Untergang ausgesetzt.

Neben einer Tankstelle eine Büffelranch. Die „Ahnen“ Amerikas, die ersten, die wir sehen, sind herrliche, bullige Tiere; ich kraule ihrem Boss die verfilzte Stirn, und er lässt es sich ruhig gefallen. Die Büffel freuen sich über die frischen Äpfel, die der Cowboy, eigentlich besser Buffaloboy, ihnen hinwirft, und genießen sichtlich die Süße.

Wir sind, ohne es zu merken, nach Missouri gekommen. Es wird vom Rest Amerikas auch „Misery“ genannt, wie Coral aus Seattle mir schreibt,  da es ein nicht sehr attraktiver Bundesstaat sei. Was wir  allerdings von unserer Route aus sehen, finden wir schön.

Die letzten Kilometer der Motherroad, die eigentlich noch 19 Meilen durch Kansas führen, ein Staat, in dem man immer noch „alkoholfreie“ Landkreise antrifft (!), können wir leider nicht fahren, weil uns die schwarze Wolkenwand auf die schnelle Interstate zwingt, um schleunigst ins Motel nach Springfield zu gelangen. Gerade schaffen wir es noch, da bricht ein mords Gewitter los, eine Sintflut ergießt sich aus dem Himmel und hört mindestens zwölf Stunden nicht auf. Ha, wir sind im Trockenen! Wir nutzen an den nächsten Vormittagen Waschmaschine und Trockner des Motels, um mal wieder all unsere Sachen in Ordnung zu bringen. Auch haben die Haare Farbe und Schnitt nötig.

Nachmittags trauen wir uns in den Regen, der gerade etwas nachlässt, um Springfield zu erkunden.

Die Geburtsstadt von Kathleen Turner und Brad Pitt hat downtown ein Route 66 Center mit einem goldigen überfröhlichen Angestellten nebst Kollegin, der über unsere Story in lautes Entzücken ausbricht und uns mit seinem strahlenden Lächeln übergießt. Hier hat die Straße seinerzeit ihren Namen bekommen.

Ansonsten besteht Springfield aus 6 Meilen Einkaufszentren, Tankstellen, Restaurantketten….

Die Attraktion ist ein Outdoorgeschäft, das größte Amerikas, der Bass Pro Shop. Uns nimmt es fast den Atem, als wir es betreten. Eine imitierte Wildnis mit 100en von ausgestopften Tieren empfängt und erschüttert uns auch, riesige Aquarien, ein großer Kamin mit rustikaler Sitzgruppe, tolle Kleidung, und eine Unzahl an Angeln und vor allem Waffen, Waffen, Waffen: Armbrüste, Hightecbogen, Pistolen, Revolver, Gewehre ab 150$, Schnellfeuergewehre und Maschinenpistolen ab 400$, Value Guns bis zu 20000$ das Stück – Gewehre sogar als Treppengeländer, alles in allem eine beeindruckende, wenn auch zweifelhafte Ästhetik. Wir laufen sicher 2 Stunden durch die verschiedenen Ebenen, während es draußen schüttet. Das Ganze in Irrsinn, und wieder einmal amerikanisch groß.