Snowbirds

Aus dem Autoradio hören wir Schreckensnachrichten wie „Blizzard in Boston erwartet“, „New York im Schneenotstand“, „Eriesee zugefroren“…
Wir sind auf dem Weg nach Lakeland zu einem Treffen der Snowbirds. Diese „Schneevögel“ sind Kanadier, die den Winter im amerikanischen Süden verbringen. Sie haben sich 1992 in Lakeland organisiert, zählen mittlerweile 80.000 Mitglieder und genießen Steuererleichterungen, eine Art Reisekrankenversicherung, dazu noch viele Extras wie z B. die heutige Großveranstaltung „Extravaganza“.

Linda schwärmt schon lang davon, denn dort wird auch Leoma Lovegrove durch ihre Anwesenheit eine Werbekampagne von Bealls unterstützen. Bealls ist eine Kaufhauskette mit schönen Kollektionen von Kleidung, Deko, Schmuck…, die die floridanische schrille Künstlerin unter Vertrag nahm und sie über Nacht zur Millionärin machte, in dem sie deren Werke auf Shirts, Taschen, Schlafanzüge, Melamingeschirr, Koffer etc aufbrachte und damit ein Riesengeschäft macht. Ihre kunterbunten Motive sind der Flora und Fauna Floridas entnommen. Aber auch Meerjungfrauen, Herzen, Landschaften dienen sind Bildgegenstände. Linda hat ein ganzes Gästezimmer mit Leoma Lovegrove ausgestattet und trägt gerne ihre Mode.

Mein Schatz hat mir auch ein Oberteil und eine Tasche zum Geburtstag geschenkt. Die Kollektion macht jedenfalls Sommerlaune!

Da ich ihre Bilder hier nicht zeigen darf, bitte ich den Leser, selbst in Google Bilder unter ihrem Namen nachzuforschen.
Nachdem wir uns durch die Hallen mit 4000 Snowbirds durchgefragt und durchgezwängt haben, erreichen wir die Bealls-Ecke und sehen schon die Künstlerin, die zu googeln sich wirklich lohnt – auch Obama und andere berühmte Amerikaner besitzen Bilder von ihr -, mit weißer Winkehändchenbrille und ihren Kunden vor Fotokameras posierend und zwischendrin Autogramme gebend. Linda und Larry stellen sich in die Reihe und winken uns dann zu sich. Leoma will gerade mit uns in Pose gehen, da fällt ihr Blick auf Martin, der unseren beiden Gastgebern zuliebe die Show mitmacht. Zuerst wirkt sie vom Donner gerührt. Dann ruft sie hektisch nach ihrem Smartphone, um Martin und sich auf ein Selfie zu bannen. Das Gerät wird gesucht und von einer Assistentin gereicht. In dieser kurzen Zeitspanne setzt ihr Gehirn wieder ein und wir dürfen alibihalber mit aufs Bild. Ich verbeiß mir das Lachen, es ist zu offensichtlich: Mein schöner Mann hats ihr angetan. Die Assistentin knipst, Linda lässt knipsen, Martin knipst, dann gewinnt die Professionalität wieder die Oberhand und sie wendet sich den nächsten in der Reihe zu.


Wir amüsieren uns alle vier köstlich und suchen im Anschluss hungrig einen Saal auf, in dem „Rosamunde“ in englischer Übersetzung auf der Bühne gesungen wird, kaufen uns was zu essen und verzehren es oben auf der Empore mit Blick auf die Bühne, wo die Combo noch andere Hits von Dieter Thomas Hecks Hitparade zum Besten gibt, und wozu die kanadischen Rentner schunkeln und das Tanzbein schwingen.
Danach erwarten uns in einem anderen Saal – wieder durchs Snowbirdgedränge – noch andere musikalische Leckerbissen. Nach zwei sehr scharfzüngigen, exzellent musizierenden Kabarettisten dürfen wir eine Stunde dem wundervollen Gesang der kanadischen Countrysängerin Michelle Wright lauschen, die es immerhin sowohl in Canada als auch in Nashville neben Größen wie Johnny Cash, Elvis, Dolly Parton und Willie Nelson in die Hall of Fame der Countrymusik geschafft hat.

Die Heimfahrt durch die schöne floridanische Seenlandschaft bildet den würdigen Abschluss.
Es war wieder mal ein ereignisreicher toller Tag. Wieder mal Dank an Linda und Larry, die uns diese Erfahrung ermöglicht haben!