Merkwürdiges und Ungereimtes in den Staaten

Ist das Schild ‚Ped x ing“ eigentlich nötig, fragt man sich. Allerdings erst dann, wenn man es entschlüsselt hat. Denn auf die Idee, dass damit die Straße überquerende Fußgänger gemeint sein könnten, kommt man schon deshalb nicht sofort, weil man so gut wie keine sieht. Der Amerikaner fährt. Dennoch kennt er diese Schilder gut, was auch daran zu merken ist, dass hie und da schon ein “ x ing“ ausreicht.Auch dürfte er keine Probleme damit haben, wenn er aufgefordert wird „don‘ t drive on your right shoulder“. Wir dagegen denken zuerst an unseren Orthopäden, bevor wir erlenntnisgierig den Smartphonetranslater befragen und uns wundern, dass wir nicht gleich auf den Seitenstreifen gekommen sind. Ein bisschen erinnert mich das Bedürfnis der Amerikaner, alle optischen Signale im Straßenverkehr zusätzlich mit verbalen Verstärkungen zu versehen, an die Franzosen. Es gibt übrigens auch“deer x ing“ usw. Wir gehen schon mal ab und zu ein paar Meter, und wenn wir dann über den Zebrastreifen xen, dann nur bei weißem Ampelmännchen.

Wer jetzt logischerweise als Gegenstück ein vielleicht rotes Männchen erwartet, wird enttäuscht, wenn er sich mit einer riesigen roten Hand konfrontiert sieht, die sich kurzerhand in eine rückwärts die Sekunden herunterzählende Zahlenfolge verwandelt. Wir schaffen es trotzdem hinüber, schließlich sind mittlerweile schon alte Hasen. Wenn wir dann essen gehen, erstaunt uns immer wieder, wie oft die Bedienung- manchmal sogar mehrere- am Tisch erscheinen mit der Frage“ Everything allright with you guys?“ oder etwas in der Art. Neulich kamen wir auf 7 Anfragen. Das erinnert an den Loritsketch, nur dass man hier ganz ruhig bleiben muss. Vielleicht besucht man auch bei der Gelegenheit mal die Toilette, von den Amerikanern euphemistisch wahlweise Restroom oder Bathroom genannt, was natürlich völliger Blödsinn ist, da man weder dabei baden kann noch seine Ruhe hat. Daran hindern einen bereits die mindestens ein Zentimeter breiten Schlitze, die es zwischen Tür und Angel des Örtchens fast immer zu vermelden gibt, was bei der amerikanischen Prüderie (Badehosen fast bis zum Knie: ein Must) eigentlich erstaunt – vielleicht hängt es ja mit dem ausgeprägten hiesigen Helferbedürfnis zusammen, es könnte ja mal irgendeinem auf dem Klo irgendetwas zustoßen, wer weiß?  Gemütlich Zeitung lesen geht gar nicht, weil man seine Aufmerksamkeit voll und ganz dem Klopapier zuwenden muss. Die amerikanische Hausfrau kann zwar im Supermarkt zwischen geschätzten 1000 Fertiggerichten wählen, nicht jedoch zwischen ein- und mehrlagigem Toilettenpapier: Amerika kennt nur einlagiges, das jedoch in der Regel, und hier komme ich auf den Anfang des Gedankens zurück, hauchdünn ist und selbst den gewieftestem Origamimeister zur Verzweiflung bringt. Jedenfalls verhindert die Falterei jede artfremde Betätigung. Diejenigen, die etwas grobmotorisch unterwegs sind, hinterlassen dann gern auf dem ansonsten tadellos sauberen Boden einoge Fetzelchen, die beim hektischen Aufstoßen der Tür ein Tänzchen aufführen.