Eine Reise in den Süden….

DER WEG NACH SÜDEN

Am 27. Dezember sind wir um 10 Uhr startbereit. In Kolonne geht es über Tampa und Clearwater, vorbei an dem imposanten Hauptquartier der Scientologen, auf die vorgelagerten Inseln. Wollen wir doch am Strand entlang fahren. Alles gut und schön, nur versperren uns Wohnhäuser, Villen und Geschäfte die Sicht. Meilenlang hoffen wir, vergeblich. Wir müssen schon auf einen Parkplatz und zu Fuß zwischen den Gebäuden durch, um einen Blick auf den Golf werfen zu können.

Hier ist das sogenannte Rentnerparadies. Die Häuser sind groß und toll, die Gärten mit dem Lineal gezogen und wie Golfplätze angelegt, Grashalm parallel zu Grashalm, schön kurz geschnitten, saubere Kanten, Blumen und Bäume genau eingepasst. Alles ist mondän.

Für uns auf dem Motorrad wird es spät – wir wollen nicht in die Nacht kommen, und zu unserem Motel in Naples ist es noch weit. So trennen wir uns auf der letzten Strecke, und Martin und ich fahren auf der Interstate zu unserem Ziel, das uns mit einem warmen Pool überrascht. JR sind müde, und so fahren wir mit Claudi und Jere alleine zum herrlich beleuchteten Boulevard, wo das touristsche Nachtleben beginnt, und genießen unsere beiden Kids. Die Rückfahrt dauert dann etwas länger, da Jere die Ausfahrt zum Motel verpasst. es ist inzwischen nach 23 Uhr. Wir sind elend müde alle vier, müssen jedoch jetzt noch 25 Minuten den Gator-Highway in die Everglades fahren, bevor eine Gelegenheit zum umdrehen kommt und wir die ganze Strecke wieder zurück müssen. Lachend und feixend ergeben wir uns in unser Schicksal. Na, irgendwann sind wir dann auch im Bett.

DIE EVERGLADES MIT DEM PROPELLERBOOT

Die Parallelstrecke fahren wir dann am nächsten Morgen alle, die vier im Auto, wir zwei auf der Harley, hinein in die Everglades bis zu einem der vielen Veranstalter, die Propellerbootsfahrten durch die berühmten Sümpfe anbieten. Für uns ist es das wunderbare Weihnachtsgeschenk von Jany und Ralph, sowohl eine Mangroven- als auch eine Graslandtour. Wir haben das Glück, viele Alligatoren von 50 cm bis zu 3 Metern zu sehen und auch eine Gruppe von Waschbären. Die Mangrovensümpfe sind ein tolles Landschaftserlebnis. Wir fahren oft wie durch Tunnel dieser Pflanzen mit ihren sonderbaren festen Wurzeln. Aber auch mit Speed über das Grasland zu fegen ist super. Das muss man gemacht haben! Unbedingt! Und man glaubt es kaum: Es gibt keine Mücken! Wir haben die richtige Jahreszeit hierfür erwischt. Will mir nicht vorstellen, wie das im Sommer hier aussieht…

Am Ende der Tour bekommen wir noch ein Alligatorbaby auf den Arm. Die Haut ist kühl und trocken. Süß!

MIAMI UND DIE KEYS

In Miami beziehen wir ein großes Hotel und verbringen den Spätnachmittag und Abend in Miami Beach am Strand und auf dem Boulevard voller Leben.

CJJR bleiben einen Tag länger in Miami. Da wir aber im März nochmal herkommen werden und unsere Campsite in Key West für vier Tage buchen mussten, verabreden wir uns für den nächsten Tag mittags zur Schnorcheltour und machen uns auf den Weg nach Key West. Der Ansturm auf die „Sylvesterstadt“ ist allerdings so groß, dass wir – bei heißen 30° – 6 Stunden im Stop-and Goverkehr fahren müssen und nach einer Begegnung mit dem Sheriff – Martin hat ein Stopschild übersehen – völlig erschöpft ankommen. Das ganze morgen nochmal, vier Stunden einfach nach Key Largo zurück und wieder her? Nein, das müssen wir uns nicht antun. So verzichten wir aufs Schnorcheln am einzigen Riff Amerikas, schweren Herzens.

SYLVESTER IN KEY WEST

Stattdessen erobern wir uns Key West und forschen schon mal aus, wo wir am nächsten Tag alle zusammen feiern wollen.

Am Hafen treffen wir uns zum Sonnenuntergang. Wie gesagt, 90 Meilen entfernt liegt Kuba.

Die Duvalstreet ist das Zentrum, wo es „abgeht“, sagt man uns, und dort finden wir uns dann alle am Sylvesterabend ein. Viele Menschen, gut gelaunt und witzig gekleidet, bevölkern die Straßen. Wir finden überraschenderweise auch Platz in einem kubanischen Lokal. Und wie überall in den USA, nach dem Essen geht man und macht anderen Platz. Das gemütliche Sitzen ist halt was Europäisches. In diesem Fall ist das aber nicht schlimm, denn das Feiern findet sowieso auf der Straße statt. Oder vor und in Sloopy Joe`s, der Lieblingskneipe Hemingways, wo wir auf der Tanzfläche landen und eine geraume Zeit der Superband mit ihrem hübschen karibischen Engele am Mikrofon unter heftigen Tanzbewegungen lauschen. Um 12 Uhr aber sind wir draußen und stoßen auf der Straße an. Vergeblich warten wir auf ein Feuerwerk. Bis heute wissen wir nicht, wo dasstattgefunden haben soll. Wir beschließen den Abend in einer fast leeren Kneipe mit einer exzellenten Bluesband. Es war ein toller Abend voll guter Laune.

JETSKI

Um 11 Uhr vormittags finden wir uns am Tikihäuschen ein. (CJJR sind ja leider auf einem Campingplatz 30 Meilen entfernt in einem RV untergebracht. Es war alles ausgebucht. Und so konnten wir nicht zusammen „wohnen“).

Claudia und Jere haben uns eine Jetskitour geschenkt, was ich mir schon lange mal gewünscht hab. Eigentlich wollte ich ans Steuer. Da aber auch andere, wohl erfahrene junge Teilnehmer in der Gruppe sind, hat mich der Mut verlassen – ich will mich ja nicht blamieren – , und ich lasse Martin ans Steuer. Nach der Einführung gehts los. Circa 10 Jetskis fahren hinter dem Führer aufs Meer hinaus. Jany und Ralph und wir am Schluss. Und schon beginnen die Probleme: Das Ding schwoit hin und her und ist nicht auf eine gerade Linie zu kriegen. Gas geben, Gas weg, Gas geben, Gas weg…. Meine Beine, Hüften und Nacken verkrampfen sich, um die Bewegungen auszugleichen. Martin kann der Gruppe nicht folgen. Jany und Ralph sind zurückgeblieben, weil sie es auch nicht hinkriegen. Plötzlich stehen wir allein auf dem weiten Meer. Ich hab schon gedacht, ich spring ins lauwarme Wasser und schwimm an Land. Da kommt der Jetskigehilfe und erklärt, dass Martin gerade sitzenbleiben muss, das Steuer geradehalten und Vollgas geben. Der alte Motorradfahrer hat sich immer in die Kurven gelegt. Es dauert ca eine halbe Stunde, dann hat er den Bogen raus und wir brettern über die kräftigen Atlantikwellen die Key West Küste entlang, vorbei am südlichsten Punkt der USA, von dem aus es nur 90 Meilen bis Kuba sind und den wir vor lauter Aufregung und Konzentration gar nicht richtig mitbekommen. Kurz, wir holen beim Zwischenstop die Gruppe ein. Dann geht es über den wesentlich ruhigeren Golf wieder zurück. Die 2. Hälfte hat Spass gemacht. Leider trage ich noch 3 Tage an den Konsequenzen der ersten halben Stunde mit fürchterlichen Nackenschmerzen. Aber egal. Es war ein tolles Erlebnis.

GOODBYE KEY WEST, GOODBYE IHR LIEBEN

Am folgenden Tag besichtigen wir das Hemingwayhaus mit der Katzenart, die 6 Zehen hat und sich seit des Autors Zeiten dort mit anderen Katzen paaren dürfen, um ihre Gene weiterzugeben.

und schlendern zu sechst noch ein bisschen durch die mit den hübschen Häusern und kleinen Geschäften gesäumten Straßen.

CJJR werden morgen nach Fort Lauderdale fahren, Jany und Ralph fliegen dann von Orlando über New York zurück nach Berlin. Jere und Claudi wollen noch eine Urlaubswoche zu zweit am Strand von Miami Beach verbringen, wir fahren in unser Weeki Wachee Häuschen zurück. Das Abschiedsessen nehmen wir bei Roostica, einem leckeren „Italiener“ ein, und dann heißt es Abschied nehmen für die nächsten sieben Monate. Ich bin für sowas einfach nicht gemacht, und je älter ich werde, desto näher bin ich den Tränen.

DIE RÜCKFAHRT

Am nächsten Morgen brechen wir früh auf und machen einen Fehler: Wir setzen unser Ziel zu weit. Sieben Stunden sitzen wir auf dem Motorrad bis Fort Myers. Es ist heiß und schwül. Aber die Fahrt durch die Everglades ist toll. Ein kleiner Fluss trennt die Straße von den Sümpfen, und ich entdecke mindestens 30 Alligatoren, alle paar Meter einen, kleinere und zwei riesig große, die bestimmt ihre vier Meter haben und sich in der Nachmittagssonne wärmen. Ein paar Meilen lang fahren wir langsam auf dem Seitenstreifen, damit Martin auch was davon hat und wir auch ein bisschen fotografieren können. Herrliche große Vögel breiten ihre Flügel zum Trocknen aus. Die Weite ist gefüllt mit Sumpfgras und Palmengruppen. Toll!

Wir erreichen den ausgespähten KOA-Campingplatz, der nun leider an einem sumpfigen Fluss und neben einem Dschungelgebiet liegt. Und da erwischen sie uns, die Moskitos. Am Morgen sind wir total zerstochen. Ich kille mindestens 5 Stück in unserem Zelt, was Blutflecken an der Zeltwand hinterlässt. Diese Mistviecher! Die ganzen Everglades haben wir ohne genießen können. Aber hier…

EDISON FORD WINTER ESTATE

Da wir nun schon in Fort Myers sind, wollen wir natürlich das Edison Ford Areal mit Museum besichtigen.

Dass Thomas Alva Edison die Glühbirneund das Grammophon erfunden hat, wissen wir alle. Und was das für unser heutiges Leben bedeutet, ist klar. Aber wer weiß schon, dass er auch den Kinderhochstuhl erfand und vieles andere mehr, ohne das unser alltägliches Leben gar nicht denkbar wäre. Wen es interessiert, der suche mal im Internet.

Edison war eng mit Henry Ford befreundet. Die beiden arbeiteten zusammen und hatten hier in Florida ihr Feriendomizil. Das Grundstück ist der Wahnsinn: riesengroß, mit einem Baumbestand, der seinesgleichen sucht.

Die Häuser hübsch, luftig, nicht so groß, wie man denken würde, wunderhübsch eingerichtet und jetzt als Museum jahreszeitlich sehr schön dekoriert.

Die beiden versuchten sich in Pflanzungen verschiedener Gummibaumsorten, nicht nur wegen deren Schönheit, sondern auch, weil sie diese für ihre Forschungen und Erfindungen verwenden konnten.

Ein herausragendes Exemplar ist der Bunayan Gummibaum, in dessen ausladende Räumlichkeit man eine Edison-Figur gestellt hat. Von einem Kernstamm zweigen Äste ab, die wiederum Triebe nach unten senden und sich somit wieder im Boden verankern. Alles, was man hier auf dem Bild sehen kann, ist e i n einziger Baum! (Natürlich wurden auch Frau Edison, die für den Garten verantwortlich war und Henry Ford mit einer Statue geehrt.)

Aber der ganze Park ist voller riesiger Schönheiten.

Die Straße, die am Grundstück vorbeiläuft, hat Edison mit Königspalmen bepflanzen lassen, eine Spende für die Stadt Fort Myers, die das sehr zu schätzen wusste.

Der Wahnsinn ist, dass die beiden Familien in diesem Paradies nur 2 Wochen im Jahr verbrachten.