Camping

Unter Camping verstehen die Amerikaner nicht unbedingt zelten, in der Regel eher das Reisen mit teils gigantischen Vehikeln, die sich RVs (Recreational Vehicles) nennen und teils riesenhafte Ausmaße erreichen. Sie hören auf so schöne Namen wie Challenger, Bronco, Willow Creek, Adventurer etc. Fett motorisiert blubbern sie durch die Lande und emittieren schrille Piepslaute beim Rückwärtsfahren. Wenn wir Pech haben, fahren wir Campsites an, die keinen Platz für „tents“ bieten, und wir müssen weiter. Aber bislang haben wir noch immer etwas gefunden! Auch wenn die Qualität der Campgrounds erheblich variiert, was sich dann auch preislich ausdrückt: Ab 14$ bis 50$ haben wir schon alles erlebt. Gerade befinden wir uns beispielsweise auf einem Platz mit null Komfort, kein Wasser, nur Chemieklos, dafür aber an einem herrlichen See, Lake Luis, bei Santa Nelle, ca. 2h von Monterey im Inland gelegen. Wir kommen aus dem Yosemite Park und trauen uns erst morgen an die Küste. Heute ist noch Labourday und alle Amis reisen. Es ist ganz schwierig, Unterkünfte zu finden. Bei Bruthitze sitzen wir also ein paar Stunden in unserer Fluchtburg, einem Starbucks, wo es sich kühl und wifiunterstützt aushalten lässt. Das Lagerfeuerleben kann aber auch richtig schön sein, so wie 5 Meilen vor dem Yosemite Park, wo wir drei Tage allein an einem Flüsschen saßen, umsprungen und umhüpft von Eichhörnchen und bunten Vögeln. Saubere Duschen und „Restrooms“ haben uns nach den heißen Fahrten im Yosemite Park empfangen und unsere Bikerherzen höher schlagen lassen.Aber jetzt zurück mit kaltem Bier und Wein an unseren See und aus den Klamotten. Ein leichtes Lüftchen macht den Backofen um 16h erträglich. Dann springen wir ins Wasser und erholen uns prächtig. Morgen ist wieder Arbeitstag in USA und die Campside gehört uns ganz allein. Wir stellen unsere Stühle ans Wasser unter eine Weide und beobachten die Tierwelt um uns her: weiße Reiher, Raben, Schnepfen, blaue Stare mit weißem Bauch, Möven und Kormorane, die ins Wasser tauchen und sich bei den unzähligen Fischschwärmen hier im flachen, algigen Nass bedienen.

Dazu Millionen lästigster Fliegen, die uns umschwirren, während wir unser wunderbares Rindersteak samt Tomaten – Avocadosalat verzehren. Die Klapperschlangen halten sich gottseidank fern. Ein sagenhafter Sonnenuntergang hinter dem See, der langsam aufstrahlende klare Sternenhimmel und das nächtliche Solokonzert einer Zikade auf der Platane, die tags unser Zelt beschattet hat, machen unser Glück in Gottes freier Natur perfekt. Die Luft wird langsam kühler.